Training für den Re-Start – Was Reiseleiter nun wissen müssen

…. so untertitelt Dieter Gauf, Organisator des jährlichen Tages der Bustouristik, seine Überlegungen zum Re-Start der Bustouristik in der Maiausgabe des Magazins Busfahrt.

Nach fast eineinhalb Jahren ohne praktischen Einsatz geht Gauf aus verschiedenen Gründen von einem erhöhten Schulungsbedarf für Reiseleiter aus. Dies betrifft sowohl Auffrischungstraining und Fortbildung der erfahrenen Kollegen und Kolleginnen, als auch die Qualifizierung neu zu akquirierender Fachkräfte. Es geht dabei nicht nur um die Coreskills, sondern auch und in erster Linie um corona-bedingte Besonderheiten.

Zum Re-Start erwartet Dieter Gauf zunächst eine Übergangsphase, die von einer Disparität von Zeit und Raum geprägt sein wird: zeitlich, geografisch, geimpft, nicht-geimpft. Entsprechend wird sich die Durchführung einer Reise auf einem Flickenteppich von Regelungen bewegen, die noch dazu von sprunghaften Änderungen bestimmt sind.

Auch nach der Übergangsphase wird es gravierende Veränderungen im Gästeverhalten, den Gruppengrößen und den Qualitätsanforderungen geben. Für die Reiseleitung bedeutet dies vor allem eine erhebliche Erweiterung des Aufgabenbereiches – angefangen bei der Logistik, über die interaktive Kommunikation, bis hin zu rechtlichen Fragen. Über die traditionellen Aufgaben hinaus, wird z.B. in Zukunft von den Veranstaltern erwartet werden, dass die Reiseleitungen eine aktive Rolle einnehmen in der für die Kundenbindung immer wichtiger werdenden digitalen Kommunikation vor und nach der Reise.

Unterwegs sind die zusätzlichen Herausforderungen u.a. neue Vortrags- und Kommunikationstechniken, die auch mit Maske eine persönliche Interaktion ermöglichen. Zudem gilt es, für die Gäste eine Sicherheitsblase zu schaffen und konstant aufrecht zu erhalten, der sich die Reisegäste entspannt anvertrauen können.

Im Hinblick darauf hat der Verband der Studienreiseleiter für seine Mitglieder bereits Zertifizierungsmöglickeiten geschaffen. Als nächsten Baustein zur Vorbereitung auf die neuen Anforderungen, ist ein zweistufiges Seminar geplant, um interessierte Mitglieder fit zu machen auf dem Gebiet der digitalen Vortragstechniken.

Laut des Vorstandsvorsitzenden Harald Jung, sind derzeit 30% der Reiseleiter als Festangestellte in Kurzarbeit, 30% haben Einnahmequellen außerhalb der Touristik. Weitere 40% allerdings sind als Solo-Selbständige seit über einem Jahr höchstem Druck zur beruflichen Veränderung ausgesetzt. Es ist deshalb zu befürchten, dass nicht alle erfahrenen Studienreiseleiter zum Re-Start zur Verfügung stehen werden.

Insgesamt ist festzustellen, dass der Branche bei steigenden Qualitätsanforderungen eine Menge Know-How verloren gegangen ist, das sowohl durch Weiterqualifizierung, als auch durch gezielte Anwerbung und Ausbildung neuer Kolleginnen und Kollegen ersetzt werden muss.

 

Helga Becker

Mitglied des Vorstandes