ITB 2024 – fast wie in alten Zeiten

Mit großem Optimismus blickt die Branche auf ein erfolgreiches Jahr 2024.
 Die Rahmenbedingungen könnten besser sein angesichts politischer Krisen, wirtschaftlicher Unsicherheiten und den Folgen des Klimawandels. Doch die Vorzeichen, besonders im gehobenen Gruppenreisesegment, sind gut und man erwartet für 2024 erneut ein Umsatzplus und eine Steigerung über Vor-Corona-Niveau.

Aus 187 Ländern kamen 5639 Aussteller. Die Leitmesse, zweiten Mal als reine B2B an das 
Fachpublikum gerichtete, ist insgesamt kurzfristiger und flexibler geworden.
 Das berichtet uns Deborah Rothe über ihre zweite Messe als Chefin. Auch Israel und die palästinensischen Gebiete waren wieder in Berlin vertreten.
 Aus geopolitischen Gründen nicht vertreten waren Russland und der Iran.

Bereits auf der eindrucksvollen Eröffnungsfeier, festlich-farbenfroh vom Gastland Oman organisiert, wurde großer Optimismus deutlich.
 Dieter Janecek, der Tourismuskoordinator der Bundesregierung, sagte in seiner begeisternden Eröffnungsrede: „Der Tourismus nimmt wieder Fahrt auf und steht vor einer vollständigen Erholung.“

Diese Einschätzungen werden von den Statistiken bestätigt. Laut IPK World Travel Monitor werden in 2024 deutsche Touristen – nach den USA – die zweitmeisten Auslandsreisen buchen, deutlich mehr als noch in 2019.
2023 gaben die deutschen Bürger den Forschern zufolge für Reisen 86,9 Mrd Euro aus, deutlich mehr als im Rekordjahr 2019, als die Ausgaben bei 73,1 Mrd Euro lagen.
 Die Prognosen für 2024 liegen bei einem deutlichen Plus von 16%.
Urlaub und Reisen bleibt trotz gedämpfter Konjunktur weiter wichtig.

Mit insgesamt 13 Mitgliedern, darunter die Vorstände Peter Weinert, Harald Jung und Christian von Zameck-Glyscinski war der Verband der Studienreiseleiter e.V. präsent wie in „alten Zeiten“. Viele sehr gute Gespräche mit Partnern im gehobenen Gruppenreisesegment konnten geführt und erfolgreiches Networking betrieben werden.
 Eine große Nachfrage nach guten StudienreiseleiterInnen für die laufende Saison ist genauso signifikant erkennbar wie riesige Personalsorgen in der gesamten Branche.

Auch wie in „alten Zeiten“ waren die Happy Hours und Abendveranstaltungen. Im „Lempke“ trafen wir uns mit zahlreichen Mitgliedern am Dienstag zum geselligen Verbandsabend. Einen Abend später erlebten der Vorstandsvorsitzende und 2 Mitglieder auf Einladung der chinesischen Reiseveranstalter  eine zauberhafte „Chinesische Nacht“ in einer beeindruckenden Location. Unser Dank geht an die chinesischen Veranstalter für diesen 
unvergesslichen Abend.

Künstliche Intelligenz, eines der großen Themen in diesem Jahr, wird uns immer mehr beschäftigen. Leidenschaftliche Diskussionen gab es darüber, wie wir und die Kunden damit in Zukunft umgehen werden. Macht KI in Zukunft den Menschen überflüssig?
Eine häufig gestellte Frage an den Ständen und in Podiumsdiskussionen.
Immer mehr Busreisen werden heute in Zeiten von Personalknappheit mit KI geplant und dabei sehr oft dem Kunden etwas verkauft, was nicht vorhanden oder nicht umsetzbar ist. Ein kleiner Fehler bei der Dateneingabe potenziert sich zu tausenden von Fehlern in der Praxis. Leidtragende sind meist die ReiseleiterInnen vor Ort, die häufig den Frust der Kunden über sich ergehen lassen müssen.
 Immer mehr KollegInnen beklagen sich über die zunehmenden Respektlosigkeiten
 auf den Busreisen. Sicher wird KI in Zukunft ein hilfreicher Diener sein, muss aber von klugen Profis gesteuert werden. Ohne klare Richtlinien und ohne die notwendige Kontrolle, ist KI mit der Wahrheit zumeist sehr erfinderisch. Die Zukunft braucht Vergangenheit. Oder anders formuliert, die Verantwortung ist immer 
noch beim Menschen.

Außerdem wurde auch noch gestreikt. Bahn- und Lufthansastreik sorgten für leere Hallen, enttäuschte Aussteller und Chaos auf den Zufahrtswegen am 3. Tag der Messe.
Bleibt bei allem Optimismus für 2024 zu hoffen, dass es hier bald zu Einigungen kommt und uns allen riesige Behinderungen in der Hauptsaison erspart bleiben.

Harald Jung

Vorstandsvorsitzender im Verband der Studienreiseleiter e.V.