Verband der Studienreiseleiter e.V. beim 41.Tag der Bustouristik in Halle / Saale

„Schnittstellen zum Erfolg“ – ein wichtiges Thema waren die Erfahrungen von Reiseleitern und Gästeführern
Enge Kontakte, Informations- und Erfahrungsaustausch sowie Networking pflegt der Verband der Studienreiseleiter e.V. schon seit Jahren auf den Treffen der Reisebusbranche. So auch beim 41. Tag der Bustouristik am 14./15.01.24, der mit umfangreichem Rahmenprogramm zum Jahresauftakt der Branche in Halle an der Saale stattfand.

Geladen hatte der „spiritus rector“ und Tagungsleiter Dieter Gauf. Gauf ist nicht nur ein hervorragender Kenner der gesamten Branche, sondern besitzt auch ein gutes Gespür für aktuelle Themen und Zukunftsaussichten in der Gruppentouristik. Im Mittelpunkt der Fachtagung stand die Frage nach der Bedeutung und dem Einsatz von KI für alle Handelnden in der Omnibustouristik.

Wir Reiseleiter sind nicht nur ein wichtiges Glied in der Handlungskette und bei der Erfüllung aller Leistungen einer sehr guten Gruppenreise, sondern konnten mit unserer umfangreichen Erfahrung aus der Praxis auch zu umsetzbaren Lösungen bei den Fragestellungen beitragen.

Mit insgesamt 12 Mitgliedern war der Verband der Studienreiseleiter e.V. , darunter dem Vorstandsvorsitzenden Harald Jung sehr gut vertreten.  Als kompetente Fachleute waren sie alle an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis wieder sehr gefragt.

Text: Harald Jung

Titelbild
Georg Reichelmair  BVGD
v.l.n.r: Hallore, Georg Reichelmair ( BVGD ), Sarah Janning . Picker ( Hamburg – Guides), Dieter Gauf ( Tag der Bustouristik ), Beate Krause (BVGD), Harald Jung (Vorstandsvorsitzender Verband der Studienreiseleiter), Hallore

Bild 2
Raminta Kretschmann
v.l.n.r  Stefan Tolksdorff (Pressesprecher Verband der Studienreiseleiter e.V.), Raminta Kretschmann (Mitglied  Verband der Studienreiseleiter e.V.) Harald Jung(Vorstandsvorsitzender Verband der Studienreiseleiter e.V.

 

Schnittstellen und Künstliche Intelligenz  – Tagungsbericht

Durch die intensive Vernetzung mit Reisebüros und Paketern, lokalen Veranstaltern und der internationalen Hotellerie wächst die Bedeutung von praktikablen Schnittstellen. Auch die viel beschworene KI ist zu einem probaten Hilfsmittel geworden. Welche Möglichkeiten eröffnet die neue Technologie der Branche?

Eine der zentralen Fragen beim diesjährigen „Tag der Deutschen Bustouristik“ am 15.01. in Halle, an dem auch zahlreiche Mitglieder des Verbands der Studienreiseleiter e.V. teilnahmen.

Nach einem umfangreichen Vorprogramm versammelten sich am Montag 220 namhafte Touristiker und RepräsentantInnen der Busreisebranche im Konzertsaal Ulrichskirche unter dem Tagungsmotto: „Schnittstellen zum Erfolg“. Sieben ReferentInnen warfen in Kurzvorträgen interessante Schlaglichter auf die neuen Chancen und Herausforderungen.

Die Pandemie habe die Branche gravierend verändert, betonte Dieter Gauf, Organisator und Spiritus Rector der Veranstaltung. Personalmangel und globaler Wettbewerbsdruck zwingen Touristikunternehmen immer mehr zu Rationalisierung und Substitution von Fachkräften durch roboterisierte Kommunikation. Auch bei der Katalogerstellung spielt die KI eine immer größere Rolle, wie auch praktische Beispiele von ChatGPT auf dem Branchenforum zeigten.

Die Economies of Scale – Einkauf und Leistungserstellung in großer Zahl – verlangt überdies nach einer weiteren Bündelung von Schnittstellen. Dem Bedürfnis der Branche nach Vereinheitlichung steht indes die Vielzahl lokaler und nationaler Buchungssysteme und Kommunikationswege entgegen. Gauf stellte fest, dass sogar Rentner, die nach wie vor wichtigste Kundengruppe der Bustouristik, nun vornehmlich via Internet buchen.

KI sei auch im Bus demnächst unverzichtbar, stellte Vincent Dewaele fest, General Manager der BUSWORLD International. Er führte aus, wie modernste Bustechnologie technische, verkehrliche und gesellschaftliche Herausforderungen lösen könne, um schließlich zu enthüllen, seine Rede sei zu großen Teilen von der KI erstellt.

Maurice Masternak, Director of Business Development, Ahorn Hotels & Resorts, demonstrierte an konkreten Beispielen wie mittels KI, Angebote und verblüffende Bilder generiert werden können.

Thema Schnittstellen: Gerhard Griebler, Vorstand von aovo-Touristik betonte, dass ohne funktionierende Schnittstellen gar nichts mehr geht: Dynamische Preise und Verträge sind an die Stelle statischer Abmachungen getreten. Globale Konzerne, die immer mehr Anbieter beherrschen, vertreiben ihre Kontingente über mengen- und umsatzorientierte Schnittstellen. Am Anfang waren die Datenautobahnen, aus denen sich Schnittstellen mit limitierten Zugängen entwickelten. Heute werden Eintrittskarten in Echtzeit mit tagesaktuellen Raten einzeln oder im Paket gebucht. Wer nicht über Zugang zu entsprechenden Schnittstellen verfügt, bleibt außen vor. Persönliche Ansprechpartner gibt es bald kaum noch.

Welche Konsequenzen hat es für Buspiloten, Reiseleitungen, Gästeführer, Servicekräfte und Reisegäste, wenn im Zielgebiet keine Ansprechpartner mehr zur Verfügung stehen? Wenn etwa in den Hotels und bei Events, keine qualifizierten Betreuungskräfte mehr zu finden sind? Wenn sie bei Verzögerungen und Verkehrsproblemen nach dem Hinweis „press # for more information“ in der Warteschleife hängen? Fragen, auf die selbst erfahrene Praktiker der Branche noch keine endgültigen Antworten wissen.

Adriano Matera, Präsident des VPR Internationaler Verband der Paketer und Geschäftsführer von Service-Reisen, dem größten deutschen Paketreiseveranstalter, stellte sich der Frage „wie Gruppenreiseveranstalter noch Zugriff auf begehrte Tickets erhalten“. Seine Antwort: Die Paketreiseveranstalter stellen sowohl das erforderliche Volumen, als auch die technischen Anforderungen für den Anschluss an die Schnittstellen bereit.

Birgit Vetter, Geschäftsführerin des größten Busverkehrsunternehmens in Sachsen-Anhalt, verkennt keinesfalls die Bedeutung viraler Schnittstellen, das persönliche Gespräch mit den Leistungsträgern und die Qualitätskontrolle vor Ort seien jedoch nicht zu ersetzen. Entscheidend sei, dass der Reiseveranstalter sein eigenes Profil behielte.

Der persönliche Austausch und face-to-face Networking seien unverzichtbar, um persönliche Kontakte und Vertrauen unter den Akteuren aufzubauen, meinte auch Jay Munro-Michell, Senior Market Manager von ETOA European Tourism Association. Schnittstellen und Datennetzwerke seien für globale Geschäfte der Buyer und supplier auch im Commonwealth von erheblicher Bedeutung. Gerade die Vielfalt der Daten und Geschäftsbeziehungen erfordere aber auch den verstärkten persönlichen Austausch.

Ein entschiedenes Votum also für ein „Sowohl-als auch“

Welche Veränderungen die Entwicklung KI für die Branche langfristig bringt, darüber konnte auch der brillante Moderator Johannes Hübner allenfalls spekulieren.

Eine erfreuliche Nachricht gab der bekannte Experte für Bussicherheit gleich zu Beginn der Veranstaltung bekannt:  Nur 12 relevante Busvorfälle gab es 2023 im Bundesgebiet, darunter kein einziger schwerer Unfall – die niedrigste Bilanz seit Einführung des Sicherheitsmonitoring 2004.

Die Stadt Halle als Gastgeber und Ausrichterin des Rahmenprogramms präsentierte sich am 15.01. im besten Licht. Als Zukunftsaufgabe bekam sie insbesondere vom Verband der Studienreiseleiter e.V. jedoch die Botschaft mit auf den Weg, für bessere zentrale Parkmöglichkeiten für Busse und zentrumsnahe sanitäre Anlagen zu sorgen. Ein Anliegen, das in der lokalen Presse für einen prompten Nachhall sorgte.

Dass die größte Stadt Sachsen-Anhalts ein echtes touristisches Highlight ist und mit dem Bau des neuen „Zukunftszentrum Deutsche Einheit“ ihren Standortvorteil noch erhöhen wird, konnten Bürgermeister Egbert Geier und der Geschäftsführer der Investitions- und Marketinggesellschaft mbH Sachsen-Anhalt, Robert Franke, überzeugend vermitteln. Auf die Verbandsmitglieder wartete am 16.01. noch eine Stadtführung der besonderen Art: „Halle und die Reformation“. Dank an unsere Kollegin Beate Krause!

Der 42. „Tag der Bustouristik“ soll am 20. Januar 2025 in Bremerhaven stattfinden., Der Verband der Studienreiseleiter e.V. ist selbstverständlich wieder dabei.

 von Stefan Tolksdorff