Gruppenreisen unter Coronabedingungen – Teil 2

Wiederum waren zwei Kollegen so freundlich, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. Vielen Dank! Hier ihre Berichte aus Italien und Deutschland:

Zwei Busreisen in Italien – Ende August und Anfang September

Bei den beiden Reisen, die ich begleitet habe handelte es sich um eine Reise auf die Äolischen Inseln vom 20. bis 27. August mit insgesamt zehn Gästen. Sowie um eine Klassik-Studienreise nach Apulien und in die Basilikata mit elf Gästen vom 06. bis 18. September.

Auf beide Reisen traf folgendes zu:

  1. Arbeitsaufwendigere organisatorische Vorbereitung:
  • komplette Desinfektion des Audiosystems
  • Anrufe bei sämtlichen Leistungsträgern (Hotels, Restaurants, Busunternehmen usw.), um genauere Angaben zu den jeweiligen Coronavorgaben zu bekommen
  • Zusammenstellung einer detaillierten Teilnehmerliste mit allen bereits verfügbaren Daten (Name, Adresse, u. U. Telefonummer und Geburtsdatum) insbesondere für den Quick-Check-in in den Hotels
  • Einkauf von medizinischen Einwegmasken (FFP2-Masken wurden vom Unternehmen zur Verfügung gestellt) sowie Desinfektionsmitteln und Einweghandschuhen; ferner grünen Klebepunkten für die Markierung der im Bus “freigegebenen” Sitzplätze
  1. Ständige Aktualisierung der bereits geleisteten Arbeiten notwendig aufgrund kurzfristiger Stornos:

Bei der ersten Reise 2 pax 24 Stunden vor Abreise, sowie 1 pax 1 1/2 Stunden nach der Landung in Catania (als die Reise also eigentliche bereits begonnen hatte); bei der zweiten Reise insgesamt fünf Stornierungen ab einer Woche vor Abreise, sowie eine kurzfristige Buchung ein paar Tage vor Reisebeginn.

  1. Ankunft am Zielort:
  • Registrierung sowohl für die Region Sizilien als auch für Apulien vorab im Internet (entsprechende Infos wurden den Gästen von der Firma mit den Reiseunterlagen zugeschickt)
  • Temperaturmessung (damit war immer wieder zu rechnen, in den Hotels, Restaurants, Museen usw.)
  • Vervollständigung der Teilnehmerliste durch den RL mit den noch fehlenden Daten (Geburtsdatum und-ort, Art des vorgelegten Dokuments, Nummer des vorgelegten Dokuments usw.) Anhand der einzeln abgegeben Personalausweise bzw. Pässe
  1. Sitzverteilung im Bus:
  • Einstieg nur am mittleren Einstieg mit Mund-Nasen-Schutz und vorheriger Desinfektion der Hände (Desinfektionsmittel standen entweder bereit oder wurden durch RL gereicht)
  • Die beiden Sitze hinter dem Fahrer bleiben generell frei
  • RL sitzt in der ersten Reihe rechts und auch hier bleiben die beiden Sitze hinter ihm in der zweiten Reihe frei
  • Da bei uns sehr große Busse zum Einsatz kamen (mindestens doppelt so groß wie die Gruppe), konnten die Abstände gut eingehalten werden. Bei der zweiten Reise war es sogar möglich, jeweils die Reihe vor/hinter dem jeweiligen Gast/Gästen frei zu lassen.
  • “Dauerbrenner”, vor allen Dingen bei der zweiten Reise: immer wieder auf das KORREKTE Tragen des Mund-Nasen-Schutzes hinzuweisen
  1. Ankunft im Hotel:
  • Quick-Check-in aufgrund der bereits vorbereiteten Liste
  • Schlüsselvergabe der desinfizierten Schlüsse bzw. Zimmerkarten, die in der Regel für den gesamten Aufenthalt beim Gast bleiben sollten
  • Information der Gäste hinsichtlich der Coronaregeln in dem jeweiligen Hotel, insbesondere hinsichtlich des Ablaufs des Frühstücks, teilweise mit vorgegebem Zeitfenster, das vom RL ausgewählt werden konnte.

Es gab die folgenden Varianten:

  • Buffet an dem von Kellnern/Kellnerinnen bedient wurde
  • Gutschein für ein “italienisches Frühstück” in einer Bar in der Nähe des Hotels
  •  Pro Zimmer im Frühstücksraum ein eigner Tisch, wo alles, was möglich war     servierte wurde; Getränke wurden am Bartresen bestellt.
  • Abgepackte Lebensmittel (Butter, Joghurt, Marmelade usw.) durften an einem Buffet geholt werden, alles andere wurde am Tisch serviert, an dem Bestell-Listen auslagen
  • Teilweise HP-Abendessen im Hotel mit am Tisch serviertem (Wahl-)Menü; Tischgröße von Studiosus vorgeschrieben: maximal 10 pax
  1. Essen in Restaurants:
  • Tische – wenn möglich – draußen (konnte aufgrund der warmen Temperaturen tatsächlich überwiegend realisiert werden) mit maximal 10 pax
  • Jeder Gast sollte sein eigenes Getränk bekommen; keine gemeinsame Weinflasche oder Weinkaraffe die herumgereicht und damit von Vielen angefasst wird.
  • Keine Speisen, insbesondere Antipasti, die auf größeren Tellern angerichtet sind, die dann herumgereicht werden (s. o.)
  • Teilweise Temperaturmessung bei Betreten des Restaurants, Handdesinfektion, aber keine Registrierungszettel!
  1. Wenn der RL irgendetwas an die Gruppe verteilt (Kopien, lokale Spezialitäten usw.), vorher entweder vor der Gruppe Hände desinfizieren oder Einweghandschuhe anziehen!
  2. Generell bräuchte man als RL mehr Unterstützung von Seiten des Office aufgrund immer wieder auftretender unvorhergesehener Ereignisse. Genau das war stellenweise jedoch schwierig, aufgrund der auch im Büro vorgeschriebenen Kurzarbeit. Die entscheidenden Personen waren häufig nicht erreichbar. Vorwiegendes Kommunikatonsmittel: Die Email, was die Beantwortung von Fragen immer wieder zeitlich verzögerte, vor allem, wenn die betreffende Person gerade wieder in der vorgeschriebenen Kurzarbeit war!!

Besonderheiten der einzelnen Reisen:

  1. Äolische Inseln: Benutzung von Booten:
  • Tragflügelboot mit Temperaturmessung vor Betreten; Fahrscheine personalisiert; geschlossener Raum (Maskenpflicht), aber viel Platz, da nicht ausgebucht
  • Privater Linienverkehr zwischen den Inseln mit Badestopps, ergo kein Mund-Nasen-Schutz und auch kein entsprechender Mindestabstand; Boote relativ voll besetzt, aber man konnte draußen sitzen; auf Verwendung des Mund-Nasen-Schutzes bei nicht Einhaltung des Mindestabstandes wurde hingewiesen von der Crew aber nicht durchgesetzt
  • Bei Überfahrt nach Stromboli relativ große Gruppe aus Apulien mit an Bord (draußen sitzend). Deren Reiseleiterin – augenscheinlich Teil der Risikogruppe ü 60 – machte Party mit Gesang und Tanz (“wir sind doch im Urlaub!!”). Wir waren zum Glück etwas weiter weg und hatten alle unseren Mund-Nasen-Schutz auf!!

Programm im Grunde genommen nur draußen, selbst das Theater von Taormina erfordert keine Innenbesichtigung; bei den Wanderungen kein Einsatz des Audiosystems, weswegen sich die Gruppe vielleicht teilweise etwas näher kam, was  aber im Verlaufe einer gemeinsamen einwöchigen Reise sowieso immer wieder vorkommt, dass der Mindestabstand nicht mehr eingehalten wird.

Einsatz von insgesamt vier verschiedenen Bussen unterschiedlicher Größe für Transfers und Inselrundfahrten. Der Sicherheitsabstand war jedoch immer möglich; nur wurden die Busse sicherlich nicht immer vor jedem Einsatz generaldesinfiziert.

Fazit: Diese Reise war und ist gut durchführbar, da das Programm nur draußen abläuft und auch der Freizeitanteil für individuelle Unternehmungen relativ hoch ist. Dass es bei dieser Reise z. T. noch etwas voller wurde, lag an dem Termin, der noch voll in den italienischen Sommerferien lag und damit in der absoluten Hochsaison

  1. Apulien/Basilikata
  • Da es sich um eine Klassik-Studienreise handelte war die Vorbereitung aufgrund der zahlreichen Besichtigungspunkte sehr intensiv. Ich habe wirklich jede Kirche und jedes Museum angerufen, um Informationen zu erhalten; z. T. mussten auch noch entsprechende Vorbestellungen getätigt werden.
  • Aufgrund der intensiven Besichtigungen, oft auch in geschlossenen Räumen, Arbeit ausschließlich mit Audiosystem, um Abstandsregelungen realisieren zu können
  • Da viele Besichtigungen in geschlossenen Räumen stattfanden, war immer Mund-Nasen-Schutz vorgeschrieben, was das Sprechen bei hohen Temperaturen von 30°C und mehr durchaus anstrengender macht.
  • Bei den vielen Innenbesichtigungen – insbesondere bei denen, die vorbestellt werden mussten – gab es Zeitfenster für den Aufenthalt, an die man sich auch halten musste.
  • Zunehmend mussten die Gäste an den Mund-Nasen-Schutz, die Handdesinfektion und die Mindestabstände erinnert werden. Das alles wirklich zwei Wochen konsequent durchzuhalten, ist nämlich schon eine Herausforderung.

Insgesamt kann man festhalten, dass auch in Coronazeiten Gruppenreisen unter Beachtung bestimmter Hygieneregeln und der ansonsten üblichen Maßnahmen durchaus durchführbar sind. Für den RL bedeuten sie, vor allen Dingen in der Vorbereitung, mehr Arbeit und auch vor Ort kann das Arbeitsaufkommen durchaus größer sein!

Kleiner Tipp: Wenn möglich, die Erklärungen etwas kürzen oder auch im Bus mal etwas weniger erzählen, denn das Sprechen ist mit einem Mund-Nasen-Schutz schon ein wenig anstrengender als normal.

Cornelia Ette

 

 

Zwei Touren Mittelalter und Romanik am Oberrhein  –   Ende September und Ende Oktober 2020  (je eine Woche)

Ich hatte das Privileg eine Reise zu führen, die schon seit ein paar Jahren im Programm von Studiosus ist und 2020, aufgrund des Anstiegs der Nachfrage in Deutschland, um 2 Tage auf nun eine Woche verlängert wurde.

In der Vorbereitung der Reise gab es ein Webinar-Briefing von Studiosus zu den veränderten Bedingungen und Hygieneregeln auf Reisen. Angefangen von der Hygiene und Sitzabständen im Bus bis hin zu den Regelungen der Maskenpflicht. Insgesamt war das sehr hilfreich, da es die veränderten Bedingungen sehr anschaulich machte.

Die Reisegäste werden nicht mehr mit Handschlag begrüßt. Auch haben die Reisegäste nicht mehr so das Bedürfnis, miteinander in Kontakt zu treten. Die Anonymität hat deutlich zugenommen und führt zu einer gefühlten Distanz, die auch den Reiseleiter eher zu einem reinen Dienstleister werden lässt. Gespräche zwischen den Reisegästen finden viel seltener statt, da keiner dem anderen zu nahekommen will.

Der Einsatz des Audiosystems wiederum ist sehr angenehm und hilfreich, da man gut auf Distanz kommunizieren kann. Der Einsatz erstreckt sich dabei auch auf Situationen, die früher nicht üblich waren.  So wird das informelle Beieinanderstehen eher zu einem Nebeneinanderstehen auf Distanz, das durch den Reiseleiter moderiert wird.

Die erste Reise fand noch in einer Phase der niedrigen Fallzahlen statt, daher hatten wir kaum Probleme mit den Coronabedingungen. Schwierig war es nur dort, wo die Teilnehmerzahl von Gruppen auf unter 15 reduziert war. Das führte bisweilen zur Aufteilung der Gruppe in bis zu drei Teilgruppen. Organisatorisch ist das machbar, wenn die Zeitfenster nicht zu weit auseinanderliegen. Es gab nur ganz leichte Veränderungen im Reiseverlauf.

Zweite Reise Ende Oktober

Die zweite Reise Ende Oktober machte da ganz andere Schwierigkeiten. Da viele der Regionen und Landkreise mit steigenden Zahlen zu kämpfen hatten, wurde die Reise im Verlauf der Woche immer wieder verändert. Etliche Besichtigungspunkte entfielen ersatzlos. Als Reiseleiter war ich gezwungen, mit neuen Tagesprogrammen aufzuwarten, die diese ersetzen können. Kurzfristige Buchungen von Führungen und Eintritten für eine Gruppe waren an der Tagesordnung, nicht wissend, ob das Programm des nächsten Tages nicht auch schon wieder geändert werden muss. Die Reisegäste haben es hingenommen, aber ich kann ihre Enttäuschung gut nachvollziehen. Trotzdem wurde der Mehrwert von Gruppenreisen deutlich: Es wurden neue Besichtigungspunkte eingebaut, die nur nach Voranmeldung (und in geschlossener Gruppe) möglich waren. Dadurch bekam die Reise unverhofft einen exklusiven Charakter. Dabei spielten geänderte und verkürzte offizielle Öffnungszeiten von Museen und Sehenswürdigkeiten sicher auch eine Rolle, die es manchmal Gruppen möglich machen, doch noch hinein zu kommen.

Als hilfreich hat sich die Mitführung der Kontaktdatenliste bewährt, die ständig irgendwo hinterlegt werden musste. Auch ist das gemeinsame Abendessen muss genau geplant werden. Die Restaurants setzen nämlich die Gäste einer Gruppe gerne eng zusammen, damit genug Tische auf Abstand gestellt werden können. Das war bisweilen sehr grenzwertig, da die Gäste untereinander ungern so eng sitzen. Es empfiehlt sich also eine langfristige Voranmeldung, gerade wenn – wie in unserem Übernachtungsort Speyer – im Herbst die Gastronomie über eine gute Auslastung verfügt.

Dies sind ein paar Eindrücke zweier Reisen, die ein kleines Stück Normalität in diesem Jahr darstellten, das nun schon wieder der Vergangenheit angehört. Die Reisegäste sind aber sehr dankbar, dass es überhaupt wieder Gruppenreisen gibt und meist auch sehr verständnisvoll. Daher können wir nur hoffen, nächstes Jahr gegen Sommer langsam wieder eine gewisse Normalität zurückzugewinnen.

Aber: So wenig anderer Bustourismus wie bei diesen Reisen, gab es schon lange nicht mehr – auch das kann ein Mehrwert sein in Zeiten von Corona ….!

Knud Seckel